"Finnjet" - blind ins Ziel oder Mia und die Polizei!

Freitag, der 4. Juli 1997. Nichts deutete auf Besonderheiten an diesem Tag hin und sogar das Wetter zeigte sich, wie seit Wochen schon, in tristem Grau. Ich konnte kaum das Schichtende erwarten und überlegte noch, ob ich Sandalen oder Gummistiefel in den Kofferraum legen sollte, bekam aber Minuten später die Antwort in Form eines ergiebigen Gewitterregens vom Himmel. In einer der unzähligen Regenpausen machte ich mich dann auf den Weg zum 16. Jubiläumstreffen der "Happy-Ent`s Saarbrücken". Den herrlichen Platz, am Waldrand gelegen, mit großer Holzhütte und separatem Toillettenhäuschen brauchte ich nicht erst lange zu suchen, da mein Anfahrtsweg gerade mal 24 km beträgt und ich in der Nähe mein "Entenlager" habe. Ich schrieb mich mit der Nr. 5 in die Gästeliste ein und sah mich auf dem großen Wiesengelände nach einem geeigneten Stellplatz für mein Zelt um. Trödelte dabei so lange rum, daß ich beim Setzen der letzten Heringe wieder mal gegossen wurde. Selber Schuld. Ein Gewitter mit all seinen Begleiterscheinungen zog über uns und wenn da nicht ein gemütliches Ententreffen mit Zelten und Lagerfeuer unser Ziel gewesen wäre, könnte man sich den niederprasselnden Regen mit Blitz und Donner so richtig schön romantisch vorstellen. Dennoch, die Stimmung war gut und es wurden fleißig Eier getauscht. Nein, keine verspäteten Ostereier, sondern eine originelle platzspezifische Clubwährung, die im Faktor 1:100 zum Kauf von Getränken in Umlauf gebracht wurde. Bei Nichtbeachtung des "Copyrights" wurde auf den lustigen Geld-Scheinen mit "VW-Golffahren nicht unter zwei Jahren" als Strafe gedroht. Der anhaltende Regen verbannte uns zwar in die allseits offene rustikale Hütte, ließ aber gerade dadurch ein uriges Gefühl der Gemeinsamkeit aufkommen, welches zeitweise durch zaghafte Klänge von Gitarren, am Ende jedoch von heißen Spanischen Rhythmen aus der Stereoanlage untermalt wurde. Am späten Abend traf Mia, "Entenfan seit 1959" auf dem Platz ein. Sie hatte eine ganz besondere Reisegeschichte zu erzählen. Aus Richtung Wien herauf war sie den ganzen Tag unterwegs und stand schließlich in Saarbrücken. Dort fuhr sie an drei geparkten Polizeifahrzeugen vorbei und fragte zwei der "grünen Jungs" nach dem Weg zum Treffenplatz in Köllerbach. Da eine Erklärung aus dem Stadtzentrum heraus nahezu unmöglich war, wurde Mia gebeten, sie möge einfach unauffällig dem Polizeiwagen folgen. Im Geleit der Zivilstreife fuhr Mia (75 Lenze jung, man/Frau verzeihe mir die Indiskretion) dann lässig Richtung Treffenplatz. Unterwegs auf der Autobahn setzte Mia, sehr zur Verwunderung der Polizisten dann auch noch zum Überholmanöver an, doch weit gefehlt, Sie war sich nur nicht mehr ganz sicher, ob sie im strömenden Regen noch dem richtigen Wagen folgte. Als sie dann aber "be-Mützte" Köpfe im Fahrzeug neben sich wahrgenommen hatte ordnete sie sich wieder bav hinter der Polizei ein, die sie dann zielsicher bis nach Köllerbach (ca. 25 km von Saarbrücken) auf den Platz brachte. Ein Dankeschön an dieser Stelle im Namen von Mia und den Veranstaltern an die netten hilfsbereiten Jungs der Verkehrs-Polizei Saarbrücken.

Der Samstag begann wie viele Tage der letzten Wochen mit Sonne, gerade so als wolle sie nachsehen, ob wir noch nicht im Regen ertrunken sind. Ich hasse diese Morgen, die einem einen schönen Tag vorgaukeln. Halten kann man es sowieso nicht, und so war ich dann auch am Mittag mit dem Cabrio in einem der ergiebigsten Schauer unterwegs. Da das Fahrzeug nach beiden Seiten vollkommen offen ist, kommt man sich vor, als sitze man in einem Motorboot mit dem man durch die Straßenkanäle schippert. Der Treffenplatz war langsam gut gesättigt und wo noch Gestern alles trocken war in meinem Zelt, fühlte es sich nun an, als liefe man auf einem Schwamm. Dessen ungehindert starteten am Nachmittag die ersten Team`s zur Suchfahrt ins angrenzende Umland, bei der einige Aufgaben zu lösen- und auch Kreativität gefordert war. Auf dem Platz wurde derweil ein Spieleparcour aufgebaut, bei dem es galt zwei Enten-Räder vom Start weg über eine Rampe und um eine Baumgruppe herum so schnell wie möglich ins Ziel zu rollen. Zuerst waren allerdings die Kinder an der Reihe, die mit Eifer bemüht waren über eine kleinere Distanz den Kampf gegen eines der riesigen 2CV-Räder zu gewinnen. Karsten Schreiber gab sich mit den Kid`s alle Mühe, lief mit der "Wilden Horde" im Gefolge den Parcour ab und die Zuschauer ei(f)erten beim anschließenden Wett-Rollen applaudierend mit. Danach traten dann je zwei Erwachsene in der Doppel-Rad-Roll-Disziplin gegeneinander an. Dabei gab es verschiedene Techniken zu bewundern, die teilweise sehr zur Erheiterung und auch zum Staunen Anlaß gaben. So ging zum Beispiel ein Gast aus Finnland (Jorma Nykänen) mit derart affenartigem Tempo vom Start weg, daß es mir unmöglich war, Ihn auf den ersten Metern ins Videobild zu bekommen. Im Zieleinlauf stolperte er über die Räder, verlor die Brille, katapultierte sie kurzerhand nach der Seite in den Matsch, sortierte Knochen und Räder, um schließlich doch noch mit 38 Sekunden als Sieger aus dem Rennen hervorzugehen. (Und der Gute hat schon 51 Lenze auf dem Buckel - alle Achtung).

Anders unser Clubfreund Niels. Er ließ sich Zeit, frei nach dem Motto "Der olympische Gedanke zählt" und schoß nach sage und schreibe 1 Minute 32 Sekunden über die Ziellinie. Wir hatten alle unseren Spaß und nach einer Verschnaufpause für Akteure und Veranstalter schritt man am Abend zur Preisverleihung für Suchfahrt und Spiele.

Auch die Preisverleihung wurde professionell von Karsten durchgezogen der bei dieser Gelegenheit auch die Bemühungen der einzelnen Clubmitglieder, ohne die dieses Treffen einfach nicht möglich gewesen wäre lobend hervorhob. Jörg Meier zum Beispiel der Chef-Platz-Organisator gab sich alle Mühe um für einen reibungslosen Ablauf des Treffens zu sorgen, Ingo Fath indessen versorgte alle Teilnehmer mit ausreichend flüssiger Nahrung (nicht verantwortlich für die Regengüsse). Er stellte seine Stereoanlage zur Verfügung und baute eine "Scheiben-Luftdüsen-Gitarre", welche am Abend zum Einsatz kommen sollte. Patricia und Eric Meyer, beide guter Hoffnung (er kommt wahrscheinlich vor Ihr nieder ?!) haben zusammen die Suchfahrt geplant und durchorganisiert. Man verzeihe mir, wenn ich nicht jeden einzelnen namentlich aufführe, aber da waren noch sehr viele helfende Hände, die neben der Fütterung des Lagerfeuers, dem Verkauf der Getränke und der Betreuung der Gäste ebenfalls jede Menge zu tun hatten um dem Treffen zum gewünschten Erfolg zu verhelfen.

Am Ende der Preisverleihung wurde es plötzlich noch ernst, denn ein "Falschmünzer", der Schatzmeister gar selbst (Michael Kimnach, seriöses Erscheinungsbild, Bart, Brille, derzeit flüchtig, vorsicht, er könnte mit einer grünen Bleifrei-Ente bewaffnet sein), wurde entlarvt, als er einen 1000-Eier Schein in Umlauf bringen wollte. Reumütig trat er gesenkten Hauptes vor die aufgebrachte Menge und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann er die Strafe "VW-Golffahren - nicht unter zwei Jahren" antreten muß.

Weiterer Höhepunkt des Samstagabends bildete ein Musik-Wettbewerb, bei dem aus den verschiedensten 2CV-Teilen bestmögliche Klänge zu entlocken waren. Die "Percussion" aus Bremstrommel, Kolben und Ventilstößeln bereitete weitaus weniger Probleme als der Auspuffkrümmer, den einfach nicht jeder blasen kann. Auch in dieser Disziplin zeigte sich unser "Finne" als überaus begnadet und so entstand - zumindest zeitweise - ein richtig harmonisches Ersatzteile-Konzert welches Dank engagiertem Einsatzes sehr begabter Clubmitglieder, (die wirklich alles gaben) ebenfalls sehr zur Erheiterung der Treffenbesucher beitrug, derweil es vor der Hütte erneut recht feucht wurde. Ingo zupfte einen so flotten Darm auf seiner "Scheiben-Luftdüsen-Gitarre" daß Ihm eine Saite riß und Karsten vor Lachen samt Klappstuhl im Orchestergraben versank. Dann erbarmte sich die Nacht diesem Dissaster und am sternenklaren Himmel fehlte eigentlich nur noch die Sonne. Endlich konnte man auch das Lagerfeuer mal genießen und so fand auch der Samstag ein unterhaltsames glückliches Ende.

Der Sonntagmorgen begann ohne Regen, wie so viele Tage davor, aber diesmal sollte es auch bis zum Abend so bleiben. Es war noch jede Menge Zeit für gute Gespräche nebst einer Lesung aus einem Kunst-Katalog, wo in schillernden Farben und honigduftschwerer verbaler Akrobatik die bizarre Anordnung paralleler grauer Linien auf blütenspitzweißem Untergrund von einem Kunst- Autor interpretiert wurde, bis sich schließlich Ente um Ente auf den teilweise weiten Weg in die Heimat machte. Mia fuhr gegen 17 Uhr in Richtung Frankfurt davon (ohne Polizei-Escorte) und unser wackerer Finne Jorma möchte sich noch Paris ansehen, bevor wir uns dann in Holland erneut treffen können. Ich hoffe, es hat nicht alleine mir so gut gefallen und ich werde ganz bestimmt auch beim nächsten Treffen der Happy-Ent`s dabeisein - egal, ob der Himmel runterfällt oder es gar junge Hunde regnet.

Ronny, SB-CV 1, Action-Ent's-Saar